Dramaturgin Stefanie Hoster | Über die Mark-Twain-Produktionen

Stefanie Hoster (Hörspielchefin DLRadio) über Produktion von Mark Twain’s  Tom Sawyer & Huckleberry Finn

Im März 2009 hielt ich die ersten Seiten eines Manuskripts in der Hand, ich las: „Ihr habt wahrscheinlich noch nichts von mir gehört, außer ihr habt das Buch ‚Die Abenteuer von Tom Sawyer’ gelesen, aber das macht nichts. Das Buch hat Mr. Mark Twain geschrieben, und im Großen und Ganzen hat er die Wahrheit gesagt. Ein paar Sachen hat er sich aus den Fingern gesogen, aber meistens hat er sich an die Wahrheit gehalten. Das stört ja auch weiter nicht.“ Huckleberry Finn spricht, und er spricht direkt zu uns! Von der Unternehmung des Hanser Verlags, eine Neuübersetzung von Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu wagen, hatte ich erfahren, und als ich hörte, dass Andreas Nohl, der Amerikanist und Schriftsteller, mit dieser großen Arbeit zum 100. Todestag von Twain beauftragt war, beschloss ich, gleichzeitig mit der Neuübersetzung ein Hörspiel herauszubringen – als Sendung und im Hörverlag, der sofort mit von der Partie war.

Und Andreas Nohls Übersetzung ist so schön!  Die Sprache der Menschen ist so herrlich, ohne in verkrampften Slang zu verfallen, der erzählte Teil so wundervoll musikalisch, prall – lebendig! In diesem Monat erscheint das Buch, wird unser Hörspiel gesendet, erscheint das Hörspiel im Hörverlag. 74 Minuten Tom Sawyer – mit Kostja Ullmann als Tom und Ulrich Noethen als Erzähler, und dann: Fünf Stunden mit Huckleberry Finn – Patrick Güldenberg, der spielt, quirlt, erzählt! Bernhard Schütz als Nigger Jim, komisch und rührend zugleich und all die Tanten und Witwen und jungen Mädchen ! 50 Schauspieler in 75 Rollen kamen sie gern und frohgemut ins Studio, um an unserem großen Unternehmen teilzuhaben. Die Schauspieler, die Geräusche und Atmosphären (allein die Raddampfer!) und die feine Musik einer eigens für das Hörspiel gegründeten Band (The Ambrosius Stompers)  schaffen  eine warme, quirlige, wunderschön „altmodische“ und zuweilen anarchische Twain-Welt am Mississippi, aus der man, ist man einmal eingetaucht, nie wieder heraus will! Das danken wir dem tollen Tonmeister Jean Szymczak, dem immer Nerven und Übersicht behaltenden Regieassistenten Christoph Richter, der Casting-Chefin Michaela Ziegler-Heim und last but not least Alexander Schuhmacher, dem Bearbeiter und Regisseur, der ein ganzes Jahr seines Lebens mit Tom und Huck verbracht hat  – nun ist er glücklich und erschöpft, wie sein Held Huckleberry am Ende aller Abenteuer: „…und ich bin irrsinnig froh, denn wenn ich gewusst hätte, wie schwer es ist, ein Buch zu machen, dann hätte ich’s erst gar nicht versucht, und ich mach’s auch nicht wieder.“ 

Braucht er ja auch nicht – wir haben sie ja jetzt, das Buch und die Hörspiele!

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